Karolina Weiss
Karolina Weiss (geb. 1893 im Pinzgau) sucht nach dem Ersten Weltkrieg in Amsterdam eine Stelle als Hausangestellte.
Ihre Dienstzeugnisse aus Österreich erkennen viele Dienstgeberinnen nicht an, weil diese – wie es in Österreich üblich war – zwar allerlei Charaktertugenden aufzählen (Treue, Anständigkeit, usw.), aber nichts über ihre Fähigkeiten im Haushalt aussagen, dass sie z.B. eine gute Köchin ist.
„Die Damen sind auf einmal sehr abweisend und wollen meine Dienste nicht mehr. Es gefällt ihnen etwas nicht an diesem Zeugnis und es ist doch ein sehr schönes. So geht der Tag herum und erst gegen Abend erfahre ich von einer Dame, die ziemlich gut deutsch spricht[,] was an meinem Zeugnis fehlt – die Bestätigung, dasz ich mich auf das Arbeiten verstehe, das fehlt.
Hausfräulein, Kinderfräulein, und meine gute Bewährung in dieser Hinsicht, meine Treue und meine Anhänglichkeit und Anständigkeit, mein Taktgefühl – alles was da an Lobenswerten erwähnt ist – besagt noch nicht, dass ich mich darauf verstehe, eine Mahlzeit zu kochen.“
— aus: Karolina Weiss, Lebenserinnerungen,
Typoskript [o.J.], Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen, 233.
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