Adelige Migration in der Frühen Neuzeit

Adelige Migration in der Frühen Neuzeit

Flucht und Exil aus religiösen Gründen war auch in  Europa über viele Jahrhunderte hinweg ein häufiges Phänomen. So gingen im 17. Jahrhundert zahlreiche protestantische Adelsfamilien aus den habsburgischen Ländern ins Exil. Sie verweigerten die Rückkehr zum katholischen Glauben, die von den Habsburger Landesherrn gefordert wurde. Die zahlenmäßig größte Emigrationsbewegung erfolgte in den Jahren nach 1627/28, als der Adel vor die Wahl gestellt wurde, entweder  zum Katholizismus zu konvertieren oder das Land zu verlassen.

Die Familien verließen ihre Stammsitze im heutigen Kärnten, der Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich und gingen ins Exil nach Süddeutschland, vor allem nach Nürnberg und Regensburg.

Die Beziehung zu ihren zurückgelassenen Verwandten und befreundeten Standesgenossen blieb allerdings über Jahrzehnte aufrecht. Man stattete sich gegenseitig Besuche ab, unterhielt geschäftliche Beziehungen, führte umfangreiche Korres­pondenzen und übermittelte Waren aller Art. Viele Adelige ließen sich die gewohnten  Gebrauchswaren des täglichen Bedarfs aus der Herkunftsregion liefern. Im Gegenzug schickten sie Luxusgüter, die im Exilort einfacher erhältlich, waren, in die Heimat (wie z.B. Geschirr aus Asien, das über die Niederlande importiert wurde, oder die im 17. Jahrhundert als absolute Luxusobjekte geltenden Tulpenzwiebeln). Ebenso wurden Lebensmittel wie Wildbret, Käse, Senf, Safran, Wein oder Speck aus der Herkunftsregion bestellt.

Die eingeführten Waren hatten für die Exulant*innen auch einen ideellen Wert, indem sie eine emotionale Verbindung zu ihrer Familie und ihrer Vorstellung von Heimat herstellten. Die Warentransfers waren also eine Form der Kommunikation, die alle Beteiligten – die Absender*innen, die Empfänger*innen im Exil und diejenigen, die die Waren empfahlen – miteinander verband.

Brief von Esther von Starhemberg

Im Dezember 1681 bedankte sich Esther von Starhemberg in einem Brief an ihren Sohn Gundaker von Starhemberg, der ihr Wermutwein und eine Schachtel mit Zwiebeln der Tuberose-Blume aus Oberösterreich geschickt hatte.
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Weiterer Brief von Esther von Starhemberg

In einem Brief aus Regensburg vom März 1682 informierte Esther von Starhemberg ihren Sohn, den Grafen Gundaker von Starhemberg, dass der mit ihr bekannte Fernwarenhändler Herr Neuhaus nachfragen lasse, ob Gundaker aus Asien importiertes Porzellangeschirr kaufen möchte, wie er etliche Male bekundet hatte, weil im März und April die Schiffe der niederländischen Ostindienkompanie in Amsterdam einlaufen.
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