„Gastarbeiter*innen“

„Gastarbeiter*innen“

Ab den 1950er Jahren stieg die Wirtschaftsleistung in Österreich rasant an. Der heimische Arbeitsmarkt konnte den Arbeitskräftebedarf nicht mehr decken, und „Gastarbeiter*innen“ aus dem Ausland wurden angeworben.  Zwischen 1961 und 1974 kamen etwa 265.000 „Gastarbeiter*innen“ nach Österreich. Der Großteil davon kam aus Jugoslawien, ein geringerer Teil aus der Türkei (1973: 78,5% jugoslawische und 11,8% türkische Staatsbürger*innen). Ursprünglich als temporärer Aufenthalt angesehen, blieben viele „Gastarbeiter*innen“ und ihre Familien in Österreich.

Im Falle von türkischen Zugewanderten zeigt sich, wie unscharf die Grenzen zwischen freiwilliger und erzwungener Migration sein können: In den 1960er und 1970er Jahren waren die politische und wirtschaftliche Lage in der Türkei äußerst angespannt: 1971 und 1980 putschte das Militär, dazwischen herrschten regelrecht bürgerkriegsähnliche Zustände und große Arbeitslosigkeit. Wirtschaftliche und politische Gründe für die Migration vermischten sich also.

Deutschkenntnisse waren für die Arbeitsaufnahme in Österreich keine Voraussetzung. Kaum ein Betrieb bot nach erfolgter Anwerbung eigene Deutschkurse an. Die ins Land geholten Menschen lernten in den Betrieben daher lediglich die wenigen Worte, die sie für die Arbeit als ungelernte Arbeitskräfte benötigten. Das Erlernen der Sprache musste mehrheitlich in Eigenregie erfolgen. Durch den Schulbesuch waren die Kinder der „Gastarbeiter*innen“ häufiger vertrauter im Umgang mit der deutschen Sprache als ihre Eltern. Sie übernahmen daher oft Dolmetschfunktionen.

Für die Zugewanderten war es anfangs auch nicht einfach, den Kontakt mit der Heimat aufrechtzuerhalten. Telefone gab es noch kaum, und so wurden Briefe und Fotos geschickt und wenn jemand auf Heimaturlaub fuhr, wurden Geld oder auch Geschenke mitgegeben und Grüße ausgerichtet. Die jährliche Urlaubsfahrt war der Höhepunkt der familiären Kommunikation.

Briefe an die Familie

In den 1960er und 1970er Jahren waren Briefe für „Gastarbeiter*innen“ die häufigste Kommunikationsform, um mit der Familie im Herkunftsland in Kontakt zu bleiben.
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Fotos an Familie

Oft schickten „Gastarbeiter*innen“ rückseitig beschriftete Fotos nach Hause. Obwohl sie nur wenig Geld verdienten und sehr einfach wohnten, präsentierten sie sich den Daheimgebliebenen in guter Kleidung und an schönen Orten. Das Bild eines gelungenen Lebens in der Fremde sollte vermittelt werden.
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Deutsch lernen

Ekrem Arslan kam im Jahr 1969 als Siebenjähriger aus der Türkei mit der Familie nach St. Pölten.
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