Kriegsevakuierte und Geflüchtete

Kriegsevakuierte und Geflüchtete

Schon bald nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam es auf dem Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie zu ersten massiven Fluchtbewegungen. Aus Galizien, der Bukowina, Istrien, Bosnien, Dalmatien, Kroatien und dem Trentino flohen die Menschen aus Furcht vor Zerstörung und Gewalt durch feindliche Truppen.  Zum Teil wurde die Bevölkerung der betreffenden Gebiete auch von der k. u. k. Armee aus dem Kriegsgebiet zwangsevakuiert.

Sofern die Geflüchteten nicht Unterkunft bei Verwandten oder Bekannten fanden, wurden sie in großen Flüchtlingslagern auf dem Gebiet des heutigen Österreichs untergebracht. Drei davon befanden sich in Niederösterreich, und zwar in  Gmünd, Bruck an der Leitha und Pottendorf. Die Geflüchteten wurden in  Wirtschaftsgebäuden, Ziegelöfenfabriken, Gasthöfen und Privatquartieren oder in eilig improvisierten Barackenlagern einquartiert. Die oft erst am Abend zuvor angekündigte Ankunft Hunderter Flüchtlinge brachte kleinere Städte, Gemeinden und Dörfer  an die Grenzen ihrer logistischen und finanziellen Möglichkeiten.

Unter den Geflüchteten waren auch Juden aus Galizien, die aus Angst vor Pogromen durch die russische Armee geflüchtet waren.  So beherbergte das für 3.000 Personen bestimmte Flüchtlingslager in Bruck an der Leitha vor allem Juden aus Galizien und der Bukowina. In nur einem Monat wurde Ende 1914 das bestehende Ziegelofengebäude durch 14 Baracken, ein Spital, eine koschere Küche, Waschküchen und eine Synagoge erweitert, ein kleiner Friedhof angelegt und eine strenge Lagerordnung erlassen.

Die damalige Situation weist  viele Gemeinsamkeiten mit der Gegenwart auf: Zurückhaltung einerseits und als brutale Eingriffe empfundene Maßnahmen der Staatsbehörden andererseits, starkes Engagement eines Teils der Empfangsgesellschaft zugunsten der Evakuierten und Geflüchteten, Feindseligkeit und Ressentiments ihres anderen Teils, die wechselweise die öffentliche Meinung bestimmten.

Nach dem Krieg kehrte die Mehrheit der jüdischen Flüchtlinge in ihre Herkunftsländer, wenn auch nicht immer in ihre ursprünglichen Heimatorte, zurück.

Flüchtlingslager in Bruck an der Leitha

Das für 3.000 Personen bestimmte Flüchtlingslager in Bruck an der Leitha beherbergte vor allem Juden aus Galizien und der Bukowina.
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Kundmachungen

Flüchtlinge wurden in der Zeit des Ersten Weltkrieges offiziell über Kundmachungen und Verordnungen in der Presse und auf Plakaten im öffentlichen Raum informiert.
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