Zivile Zwangsarbeiter*innen

Zivile Zwangsarbeiter*innen

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 wurden rund 580.000 zivile Zwangsarbeiter*innen auf das Gebiet des heutigen Österreich (damals „Ostmark“) verbracht, um hier zur Arbeit herangezogen zu werden. Sie wurden in der gesamten NS-deutschen Kriegswirtschaft, insbesondere in der Landwirtschaft, der Industrie und dem Baugewerbe eingesetzt. Die Zwangsarbeiter*innen wurden für ihre oft sehr schwere Arbeit nicht oder nur wenig entlohnt. Auch die Ernährung und Unterbringung waren meist unzureichend. Die zivilen Zwangsarbeiter*innen stammten aus allen von der Deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten Europas, die größten Gruppen aus den besetzten Teilen der Sowjetunion und Polen, weitere große Gruppen kamen aus Frankreich oder dem ehemaligen Jugoslawien.

Deutsch lernten die Zwangsarbeiter*innen erst im Umgang mit ihren Vorgesetzten und „Dienstgebern“, oft waren es nur wenige Worte. Der Kontakt zu Einheimischen über das Arbeitsverhältnis hinaus war gerade bei Zwangsarbeiter*innen aus Osteuropa bei Strafe verboten. Während der Kriegszeit war auch die Kommunikation mit der Herkunftsfamilie kaum oder nur schwer möglich. Oft erfuhren die ehemaligen Zwangsarbeiter*innen erst nach Kriegsende näheres über das Schicksal ihrer Familien. Nach Kriegsende im Mai 1945 befanden sich auf niederösterreichischem Gebiet, das von der sowjetischen Besatzungs­macht kontrolliert wurde, noch mindestens 144.000 zivile Zwangs­arbeiter*innen. Die meisten gingen entweder zurück in ihre Herkunftsländer oder in die westlichen Besatzungszonen. Manche ehemalige Zwangs­arbeiter*innen aus Osteuropa sahen keine Zukunft in ihren Herkunftsländern und befürchten, dort als Kollaborateure verdächtigt und verfolgt zu werden.  Besonders solche, die in der Landwirtschaft eingesetzt waren, blieben manchmal noch für mehrere Monate und sogar Jahre am selben Hof.  Nicht wenige von ihnen entschieden sich später sogar, dauerhaft in Österreich zu bleiben.

Post aus Scheibbs

Zwangsarbeiter*innen hatten oft jahrelang keine Möglichkeit mit ihren Familien in den Herkunftsländern zu kommunizieren.
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Sowjetische „Repatrianten“

Sowjetische „Repatrianten“ im Zug am Beginn ihrer Reise in die „Heimat“ nahe Bruck an der Leitha, 1945.
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